Wandern mit Hund im Oberharz: 5 Sommer-Touren
Blühende Bergwiesen, Teiche und Gräben zur Abkühlung, dichte Wälder und immer eine leichte Brise: Kein Wunder, dass es Barney und mich im Sommer zum Wandern überwiegend in den Oberharz zieht. In diesem Beitrag zeige ich dir meine fünf liebsten Wanderungen mit Hund für warme Sommertage.
Der Oberharz – Wandern auf 700 Metern Höhe
Fakt: Wir befinden uns im Harz, Norddeutschlands höchstem (und schönsten) Mittelgebirges. Als Oberharz wird der nordwestliche und niedersächsische Teil des Harzes bezeichnet (nicht zu verwechseln mit der Region Oberharz am Brocken!). Er umfasst die Harzorte Clausthal-Zellerfeld (dort habe ich fünf Jahre gelebt und studiert), Altenau, Schulenberg, St. Andreasberg, Buntenbock und Wildemann. Täler, Hochebenen und Berge wechseln sich ab und fließen in eine sanfte Hügellandschaft ineinander, die sich zwischen 380 und mehr als 900 Metern über dem Meeresspiegel erstreckt. Kein Wunder also, dass es hier auch meist im Sommer sehr angenehm ist. Zudem laden die mehr als 107 Teiche, Gräben mit einer Länge von 310 Kilometern und 31 Kilometer Wasserläufe zum Abkühlen ein. Sie alle gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft. Der Oberharz hat eine jahrhundertealte Bergbautradition, die du am besten zu Fuß erkunden kannst. Ich wünsche dir viel Spaß beim Nachwandern.
Tour 1: Auf WasserWanderWegen um Clausthal-Zellerfeld
Sogenannte “WasserWanderWege” gibt es im Oberharz ganze 22 – gewartet werden sie von den Harzwasserwerken, die sich ebenfalls um die Erhaltung der Oberharzer Wasserwirtschaft kümmern und einen verdammt guten Job machen. Jeder dieser WasserWege ist durchgehend beschildert und auf ganz eigene Art und Weise besonders. Wenn du – genau wie ich – besonders am Wochenende den Menschenmassen entfliehen möchtest, empfehle ich dir den WasserWanderWeg Nr. 22 – am Zellerfelder Kunstgraben entlang. Du kannst auf dem kleinen kostenfreien Wanderparkplatz unterhalb des Mittleren Kellerhals Teiches an der B241 zwischen Goslar und Clausthal-Zellerfeld (kurz hinter dem Abzweig nach Hahnenklee-Bockswiese) parken und von dort aus gemütlich deine Genusswanderung starten.
Die Tour führt zu Beginn ein Stück neben der Bundesstraße entlang, ehe sie sich zunehmend im Fichtenwald verläuft und die Geräusche der Autos und Motorräder hinter sich lässt. Schon jetzt begleitet uns linksseitig der Zellerfelder Kunstgraben, der mal mehr und mal weniger Wasser führt. Auf schmalen Wurzeltrails wandern wir glücklich durch den schattigen Wald, atmen die würzige Luft ein und lauschen dem Gluckern des Wassers. Links von uns liegt etwas versteckt der Kiefhölzer Teich, einer der Teiche im Oberharz, in dem Baden und an ausgewiesenen Stellen sogar Lagerfeuer erlaubt sind. Wir verkneifen uns den Zwischenstopp und bleiben auf den schmalen Pfaden, die an sonnigen Stellen grasbewachsen und voller Löwenzahn und Wildblumen sind.
Das frische Grün der Farne reißt mich kaum hinter der Kamera hervor. Barney ist ungeduldig und möchte weiter, aber ich kann man an den Wiesenblumen kaum sattsehen. Obwohl wir zur Mittagszeit unterwegs sind und die Sonne hoch am Himmel steht, gelingen mir im Schatten einige hübsche Bilder von verschiedenen Kräutern und Blumen. Diese Vielfalt macht es mir unmöglich jede einzelne zu bestimmen. Am Stadtweger Teich überqueren wir die Bundesstraße und biegen hinter der Außenstelle der Straßenmeisterei Seesen in einen schmalen Wiesenweg. An Pferdekoppeln vorbei folgen wir idyllischen Pfaden durch die blühende Oberharzer Wiesenblütenpracht. Bislang haben wir kaum Menschen getroffen. Verlaufen können wir uns nicht, denn wir halten uns stets rechts vom Zellerfelder Kunstgraben, der Barney zwischendurch eine erfrischende Abkühlung verschafft. Zwischendurch eröffnen sich uns traumhafte Weitblicke über die sanften Hügelketten des Oberharzes. Trails führen uns bergab zum Spiegelthaler Zechenhaus aus dem 16. Jahrhundert, indem zu Bergbauzeiten der Grabenwärter wohnte. Kurz danach erreichen wir den Unteren Spiegelthaler Teich, an dem wir uns auf einer Bank eine Pause gönnen. Barney legt sich ins kühle hohe Gras und guckt verträumt aufs Wasser und dann auf meinen Rucksack (darin befinden sich schließlich Leckerchen!).
Über exponierte Trails mit Blick auf Wasser und Wälder kommen wir zum Oberen Spiegelthaler Teich und wandern am Spiegelthaler Flößgraben entlang. Am Wegesrand findest du einige Infotafeln und Schilder zu den historischen Hintergründen. Für uns geht es am Spiegelthaler Wasserfall entlang, der ein echt schickes Fotomotiv hergibt. Vom Unteren Kellerhals-Teich gelangen wir nach erneuter Überquerung der Bundesstraße zum Mittleren oder Großen Kellerhals-Teich, an dem wir uns zum Abschluss der Tour auch nochmal ein ruhiges Plätzchen zum Entspannen gesucht haben. Du kannst den Teich alternativ auch noch umrunden. Die Tour misst offiziell 11 Kilometer, aber wir waren inklusive Foto-Stopps und dem Suchen von Pausenplätzen knapp 15 Kilometer unterwegs.
Die Tour auf einen Blick:
- Länge: 14,9 Kilometer (offizielle Angabe: 11 Kilometer)
- Höhenmeter: 550 Meter (laut meiner komoot-Aufzeichnung; vermute jedoch einen Fehler im GPS – es waren gefühlt deutlich weniger)
- Dauer: 4 bis 5 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: leicht-mittel
- Startpunkt: Wanderparkplatz am Mittleren Kellerhals-Teich an der B241
- Parkmöglichkeit: direkt am Startpunkt (s. oben)
Tour 2: Rund um Altenau mit Abstecher zur Wolfswarte
Der heilklimatische Ort Altenau vereint alles, was eine abwechslungsreiche Wanderregion ausmacht: Ein idyllischer Ort umgeben von weiten Bergwiesen, dichten Wäldern, eindrucksvollen Berglandschaften und viel Wasser. Die Altenauer Runde, ein ausgeschilderter Rundweg von etwa 14 Kilometern, ist daher perfekt geeignet für eine Sommertour mit deinem Hund. Wer noch ein paar zusätzliche Höhenmeter einbauen möchte, sollte unbedingt einen Abstecher zur Wolfswarte machen. Die Wolfswarte ist die baumlose und felsige Kuppe des 927 Meter hohen Bruchsbergs, welcher nach dem Wurmberg der zweithöchste Berg Niedersachsens ist. Ein guter Ausgangspunkt ist der kostenfreie Wanderparkplatz “Auf der Rose” im südlichen Teil Altenaus nahe des Skilifts. Von dort aus kannst du entweder den Hinweisschildern der Altenauer Runde folgen oder du hältst dich südöstlich in Richtung Wolfswarte.
Direkt zu Beginn der Tour windet sich der Wanderweg ordentlich aufwärts. Barneys Motivation zu ziehen beginnt erst, als wir den geschotterten Wirtschaftsweg verlassen und nach links in einen stein- und wurzeldurchzogenen Trail abbiegen, der uns auf 500 Metern so einige Höhenmeter beschert und mich ziemlich zum Schnaufen bringt. Dennoch: Der Weg zur Wolfswarte ist einfach schön. Verträumt beobachte ich wie sich die Morgensonne ihren Weg durch die Fichten- und Tannenwipfel bahnt. Barney trottet entspannt vor mir her und legt hin und wieder eine Trinkpause am Wegesrand ein. Schließlich erreichen wir das Felsplateau, welches uns eine atemberaubende Aussicht bis weit ins Harzvorland bietet. “Irgendwo dahinten wohnen wir”, sage ich zu Barney. Der quittiert meine Worte jedoch nur mit leisem Fiepen. Auf der ungeschützten Ebene pfeift der Wind und trotz des sommerlichen Wetters ist es empfindlich kalt. Nimm dir also unbedingt eine Jacke mit, wenn du in den höheren Lagen des Harzes unterwegs bist. Ich mache schnell ein paar Bilder und dann treten wir den Rückweg über den felsigen und wurzeligen Butterstieg an.
Auf dem Rückweg folgen wir den Wegweisern in Richtung Altenau. Am Waldbad Okerteich treffen wir wieder auf den Altenauer Rundweg. Der Weg ist allerdings nur in die entgegengesetzte Richtung beschildert. Mit etwas Umdenken und geeignetem Kartenmaterial können wir der Runde aber dennoch sehr gut folgen. Wir wandern über Bergwiesen, beobachten eine Vielzahl an Schmetterlingen, gehen über schmale Pfade durch Wälder, an Teichen und auch mal direkt im Ort entlang.
Die Tour auf einen Blick:
- Länge: 21,2 Kilometer
- Höhenmeter: 640 Meter
- Dauer: 5 bis 6 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Startpunkt: Wanderparkplatz “Auf der Rose”, Altenau
- Parkmöglichkeit: direkt am Startpunkt (s. oben)
Tour 3: Wanderlust im Klein-Tirol des Oberharzes
Murmelnde Bäche, Teiche mit kristallklarem Wasser und wildromantische Täler findest du rund um die Bergstadt Wildemann. Spiegeltal, Innerste- und Grumbachtal laden zu ausgedehnten Wanderungen ein, die auch während der Hochsaison einsame Ecken und schattige Plätze versprechen. Der Name Wildemann stammt tatsächlich vom “Wilden Mann”, der in einer Höhle im Wald oberhalb der größten Erzvorkommen der Gegend gelebt haben soll. Für Hundebesitzer ist zweifelsohne der “Hundewald Wildemann” ein Highlight. Hier dürfen Hunde auf eingezäunten 3.000 Quadratmetern auch während der Brut- und Setzzeit ohne Leine laufen.
Unsere Wanderung führt uns jedoch in die andere Richtung. Vom zentralen Wanderparkplatz mitten im Ort windet sich unser Weg in Serpentinen den Berg auf die Ernst-August-Höhe. Mit jeder Kehre wird der Blick schöner und spätestens jetzt verstehe ich, dass die Wildemanner ihr Dorf mit Überzeugung “Klein Tirol” nennen. Der Ort liegt sanft eingebettet in eine idyllische Hügellandschaft, aus deren Mitte sich die hübsche Maria-Magdalenen-Kirche erhebt und ein wunderbares Fotomotiv abgibt.
Wir erreichen die Prinzenlaube, Stempelstelle Nr. 105 der Harzer Wandernadel. Hier hat König Ernst-August II. Ende des 19. Jahrhunderts mal pausiert. Das machen wir allerdings nicht, sondern wandern weiter in Richtung Clausthal-Zellerfeld an den Johanneser Bergwiesen vorbei. Vor dem Campingplatz Waldweben halten wir uns links und gehen gemütlich auf breiten Wegen durchs Spiegeltal, in dem wir auch das Spiegeltaler Zechenhaus passieren, welches ebenso tief verwurzelt ist mit der Oberharzer Wasserwirtschaft wie die Teiche und Gräben, die uns auf dem Weg begleiten. Wir folgen den Schildern zum Grumbacher Teich, der sich mit dem sanften Murmeln des weiter talwärts fließenden Grumbachs ankündigt. Der kleine Trail entlang der Gräben ist einfach herrlich. Barney findet genügend Wasser und ich kann mich gar nicht sattsehen an dem frischen Grün der Sommerpflanzen.
Am Ufer des Grumbacher Teichs legen wir eine Pause ein. Auch wenn sich dieser Sommertag im August eher kühl zeigt, ziehe ich meine Jacke aus und genieße die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Barney hingegen kringelt sich im schattenspendenden Ufergewächs zusammen. Nach der Verschnaufpause folgen wir der Grumbachstraße in Richtung Wildemann. Wir kommen am Grumbacher Wasserfall vorbei, der nun deutlich weniger Wasser führt als bei meiner letzten Tour im Winter. An einigen Bäumen der “Allee ‘Baum des Jahres'” kommen wir ebenfalls entlang. Seit 1989 wird hier der Baum des Jahres gepflanzt und auf Infotafeln vorgestellt (Baum des Jahres 2021 ist übrigens die Stechpalme). Die Grumbachstraße verlassen wir bald und biegen nach rechts in einen kleinen Trail ab, der uns stetig bergauf bringt. Wir wandern oberhalb von Wildemann entlang und genießen den ausgewiesenen “Klein-Tirol-Blick”, bevor wir wieder hinab in den Ort absteigen.
Die Tour auf einen Blick
- Länge: 16,3 Kilometer
- Höhenmeter: 390 Meter
- Dauer: 5 bis 6 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Startpunkt: Wanderparkplatz an der Hindenburgstraße, Wildemann
- Parkmöglichkeit: direkt am Startpunkt (s. oben)
- Achtung: Route ist frei erfunden und nicht beschildert. Nutze daher gern meine Tour bei komoot zum Nachwandern.
Tipp: Folgendes Kartenmaterial habe ich immer im Rucksack – trotz digitaler Navigation: Klick. Das allerbeste Gadget zum geruchsfreien Verstauen von Kacki-Beuteln findest du hier: Klick! Meine Lieblings-Outdoorkleidung ist von RevolutionRace – auf der Seite gibt es öfter Rabatt-Aktionen: Klick! (Dieses sind Affiliate-Links – wenn du etwas darüber bestellst, erhalte ich eine kleine Provision, ohne dass du mehr bezahlst – ich danke dir von Herzen für deine Unterstützung!)
Schöne Wanderstrecken! Das waren bestimmt auch für deinen Hund tolle Erlebnisse 🙂 Ich war selbst auch gelegentlich im Harz wandern da meine Verwandten dort wohnen. Ein paar Ecken habe ich auf deinen Bildern wiedererkannt.
Hab noch einen schönen Tag!
Viele Grüße,
Hanna
Hallo liebe Hanna,
wie schön, dass du einige Ecken wiedererkannt hast – toll! 🙂
Ich wünsche dir noch viele schöne Erlebnisse im Harz und ein tolles neues Jahr!
Herzliche Grüße,
Maddie
Hallo, hört sich sehr verlockend an. Wo könnte man denn gut übernachten um für diese Touren zu starten
Liebe Corinna,
am besten schaust du mal in Clausthal-Zellerfeld – das liegt recht zentral und ist mein Herzensort.
Auf der Seite der Touristinfo http://www.oberharz.de findest du auf jeden Fall was Passendes denke ich! 🙂
Liebe Grüße,
Maddie
Hallo Maddie,
die Fotos sind sehr gelungen. Ich glaube, wir werden uns auch mal auf den Weg machen. So eine unberührte Natur findet man nicht alle Tage.
Viel Spaß beim Wandern!
Jens Mathejczyk
Hallo Jens,
das stimmt – ich kann es nur jedem ans Herz legen! 🙂
Happy trails und liebe Grüße,
Maddie