Wandertraining beim größten Lauf Norddeutschlands
Wenn ich so überlege, wie ich am besten für den Wandermarathon trainieren könnte, lautet die Antwort ganz klar: “Geh’ wandern!”. Eigentlich ganz simpel, oder? Um richtig dranzubleiben, brauche ich allerdings kleine Ziele und Highlights beim (fast) täglichen Training. Während meiner Februar-Monotonie habe ich gemerkt, dass es stinklangweilig ist alleine loszuziehen. Ich hatte zwar immer Barney an meiner Seite, aber der hatte zu dieser Zeit ebenfalls einen kleinen Durchhänger und zog bei Regen sein gemütliches Körbchen vor. Das konnte ich ihm nun wirklich nicht verübeln. Mit dem März zog der Frühling ein und die Motivation stieg. Durch Zufall stieg ich mit einer kleinen Gruppe wieder vermehrt ins Dogtrekking ein und wir legten bis zu 10 km mit den Hunden zurück. Ich schnürte auch mal wieder die Laufschuhe und joggte los – beim ersten Lauf erreichte ich knapp 2,7 km und beim Mal danach schon 4,5 km. Die Kondition kommt und Steigungen schrecken mich nicht mehr so heftig ab wie noch im Winter. Zur Trainingsvorbereitung meldete ich mich beim 35. Celler Wasa-Lauf an. Das Organisationsteam bot neben den obligatorischen Läufen zwischen 2,5 und 20 km auch eine Volkswanderung über 11 km an. Klar hätte ich auch laufen oder walken können, aber da der Begriff “Volkswandern” so altbacken klingt, dachte ich mir: “Na, jetzt erst recht!”. Wandern ist nämlich überhaupt nicht oldschool, sondern eigentlich total im Trend und gelenkschonender als Laufen. Kondition kriegst du auch – dauert vielleicht nur ein wenig länger.
Am Tag vor dem Lauf holte ich die Startunterlagen ab und war traurig, keine Startnummer zu bekommen, sondern lediglich einen Fetzen Papier, der als Angriffsfläche für den Stempelknipser an der einzigen Verpflegungsstation dienen sollte. Während die Läufer alle zielstrebig zur Startnummernausgabe pilgerten und sich die letzte Ration Energy-Riegel und Barilla-Nudeln vom zweitgrößten Sponsor für die vorabendliche Pasta-Party holten, habe ich mich durchgefragt und schließlich nach einigen ratlosen Blicken und internen Gesprächen auch ein Teilnehmer-Shirt bekommen. “Gibt’s fürs Volkwandern auch ein Shirt?” Nun ja, da konnte auch die gewonnene Tüte Wasa-Knäckebrot (diesmal vom größten Sponsor und Namensgeber des Laufes) den merkwürdigen Eindruck nicht mehr wettmachen. Als Läufer ist man da einfach im Vorteil, das Wandern läuft so nebenbei. Die Erfahrung musste ich auch am Tag darauf vor dem Start machen. Während die Läufer großartig gefeiert wurden und mitten durch Gassen von Menschenmengen rasten und sich feiern ließen, mussten die Wandersleute abseits am Celler Schloss starten – und zwar zwischen 9 und 11 Uhr – völlig egal wann. Begrüßung gab es auch nicht und die Frage, wo genau denn der Start wäre, wurde eher kühl und knapp beantwortet. Schade eigentlich! So enttäuscht ich von der “Zweite-Klasse-Disziplin” Wandern war, desto begeisterter war ich von der Strecke. Über die Hälfte der Tour führte mich an der Aller entlang über abwechslungsreiche Wege und kleine verwunschene Pfade, bis es schließlich über Felder (inklusive Storchsichtung!) wieder zurück zum Ausgangspunkt ging. Im Ortsteil Altencelle gab es eine Verpflegungsstation mit sehr freundlichen Helfern, aber ich ließ mir nur kurz meine Wanderkarte stempeln und setzte die Wanderung fort. Auch wenn viele Nordic Walker und Wanderer auf der Strecke waren, lief ich doch mein eigenes Tempo und versuchte mich mal im selbstbenannten “Speed Hiking”, weil ich einfach etwas Kondition für den Wandermarathon aufbauen wollte. Eigentlich hätte ich da auch walken können, wollte allerdings lieber ausprobieren schnell zu sein und zeitgleich trotzdem mit Komfort und Weile zu wandern, damit ich hier und da auch mal ein Foto machen konnte. Ich legte die Strecke mit 6,6 km/h im Durchschnitt zurück – für den Wandermarathon (also fast die vierfache Strecke) plane ich ein Tempo von 5,5 bis 6 km/h im Durchschnitt – klingt easy, oder?
Fazit
Es war eine spannende Erfahrung, das erste Mal bei einer größeren Lauf- und Wanderveranstaltung dabei zu sein. Ich hatte mir Trubel und Hektik vorgestellt, war aber total überrascht, dass weite Abschnitte des Wander- und Walkingtrails doch so ruhig waren. Die variierenden Startzeiten haben die Massen entzerrt, sodass jeder sein persönliches Wander- und Walkingerlebnis haben konnte. Enttäuscht war ich allerdings davon, dass das Wandern eher stiefmütterlich behandelt wurde. Dieses Lauf- und Wanderevent findet nunmehr seit 35 Jahren statt. Damals waren weitaus mehr Wanderer als Läufer gemeldet und die Zahl der Wanderer ist in den letzten Jahren auch wieder gestiegen. Ein Grund mehr, vielleicht in Zukunft den Bereich des Volkswanderns etwas zu stärken. Schließlich ist diese gelenkschonende Art der Fortbewegung auch bei jungen Leuten immer beliebter (hey, ich bin 27 und könnte Marathons laufen, wenn ich wollte ;-)). Trotzdem: Ich komme wieder (aber dann walke ich wirklich)!
Die Tour im Überblick:
Strecke: 11,1 km
Rundweg: ja
Dauer: 1 Stunde, 41 Minuten
Schwierigkeit: leicht
Höhenmeter: 80 m rauf und 70 m runter
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