StrongDog Wild&Dirty North – Unser erster Hindernislauf mit Hund
„Nass, wild und dreckig“ steht in der Ausschreibung – „da müssen wir hin!“, sagte ich noch zu Barney, der mich mit treudoofem Hundeblick groß anguckte. Wenige Tage später, nachdem die Anmeldung eröffnet wurde, habe ich unser Team mobilisiert – jeder freute sich aufs bevorstehende Training und das Event als solches. Dass sich allerdings unser Team halbieren und das Training für dieses Event aus Zeit- und Entfernungsgründen gar nicht stattfindet, wusste ich bis dahin noch nicht…
Der StrongDog Wild&Dirty North ist ein Canicross-Rennevent vom Zughundezentrum Oberland „Der Hundling„. Neben Events in Gelsenkirchen, München, Berlin und Rieden, kamen Annik Busl und ihr Team endlich auch mal in den Norden – in den Eventpark Luhmühlen, wo sonst neben dem größten Hindernislauf der Welt (Mud Masters Obstacle Run) die Vielseitigkeitsreiterlegenden wie Ingrid Klimke oder Bettina Hoy trainieren und sich bei Turnieren messen. Bei der Wild&Dirty Edition legst du mit deinem Hund eine 5 km lange Strecke mit etwa 20 Hindernissen oder eine 8 km lange Strecke mit etwa 30 Hindernissen zurück. Gemeinsam müsst ihr Hürden überwinden, durch Wassergräben laufen, unter Planen kriechen und Berge erklimmen – zusammen als Team. Es ist sowohl erlaubt als Einzelkämpfer zu starten oder in einer Gruppe bis zu 6 Personen und 6 Hunden. Eins steht schon vorher fest: Das wird kein Spaziergang!
Aller Anfang ist schwer
Ohne Training nach Luhmühlen fahren, kam für uns nicht infrage. Unser Team – bestehend aus Patricia mit Dragon (und Leila), Kati mit Dolly, Sabrina mit Nanouk (und Angel) und Barney und ich – war hochmotiviert. Da Patricia, Kati und ich eher Wanderer bzw. Dogtrekker sind und Sabrina die einzige Läuferin, trösteten wir uns bei gemeinsamen Touren immer aufs nächste Training. „Dann gehen wir aber wirklich mal laufen.“ Irgendwie klappte es leider nie. Ständig haben uns Wetter, die Entfernung zueinander, Arbeitsverpflichtungen, aber auch Urlaube und Wehwehchen der Hunde einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine Woche vor dem StrongDog fielen leider Kati und Sabrina aus gesundheitlichen Gründen aus, sodass Patricia und ich unsere Team-Ehre ganz alleine verteidigen mussten. Und wie das im Leben immer so ist: Der Tag kam dann doch schneller als gedacht (oder gehofft?).
Er fing auch erst nervenaufreibend an, denn wir fanden den Veranstaltungsort einfach nicht. In der letzten Email und in der Facebook-Veranstaltung wurde auf das Ausbildungszentrum in Luhmühlen verwiesen, aber nur im Wegeplan wurden wir letztendlich fündig und fanden heraus, dass wir in den Himmel- und Heide-Eventpark mussten. Bis wir zu der Erkenntnis kamen, verging allerdings gut eine halbe Stunde. Mit uns sind noch etliche andere verwirrte Hundebesitzer herumgefahren. Der Hundepapa und ich haben das Gelände insgesamt gefühlte dreimal umrundet, während sich hinter uns schon die anderen Teilnehmer einordneten. Leider war kein Wegweiser zu finden. Vielleicht wäre das eine gute Idee für das nächste Mal, denn auch von der Hauptstraße in Richtung Eventpark deutete keine Tafel in Richtung StrongDog-Event hin…
Letztendlich fanden wir die Location und den Parkplatz. Wir begrüßten Patricia, ihren Mann und die beiden Hunde Leila und Dragon und machten uns – noch hundlos – auf den Weg in Richtung Anmeldung. Wir bekamen unsere Startnummer und einen Beutel mit Infobroschüren, Kugelschreiber und zwei StrongDog-Aufklebern. Dann holten wir Dragon und Barney, unsere (noch sauberen) Weißen Schäferhunde und stellten uns zum Vet-Check an. Ein Tierarztteam kontrollierte bei jedem Hund Impfpass, Mikrochip und die Gesundheit des Tieres. Alles in Ordnung, wir erhielten das Go! Barney war sichtlich erleichtert, aus dem Raum wieder rauszukommen und wir brachten die Beiden nochmal zur Entspannung ins Auto. Punkt 10 Uhr fand ein Sportlermeeting statt. Um die Zeit waren schon einige Teilnehmer auf der Strecke. Gestartet wurde nämlich nur im Team bzw. einzeln und das zeitversetzt alle 2-3 Minuten. Den „Startern-nach-10 Uhr“ gab Annik letzte Instruktionen mit auf den Weg. „Bei allem dürft ihr nicht vergessen: ‚Ihr seid ein Team!‘.“ Zudem habe Anniks Team jedes Schlammloch mitgenommen, was auf der Strecke lag. „Ihr werdet richtig dreckig!“
Nach dem Meeting dauerte es immer noch eineinhalb Stunden, bis wir um 11.40 Uhr endlich starten durften. Also spannten wir schon mal die Hunde ein und liefen uns zusammen ein. Zwischendurch konnten die Hunde hier und da ihre wichtigsten Geschäfte verrichten, ordentich schnuppern und sich aneinander gewöhnen (zwei Rüden im besten Alter). Wir konnten nebenbei schon die ersten Blicke auf die Strecke riskieren. Zwei volle Wassergräben, die fast schon Teich-Ausmaße hatten, sorgten für einen kleiner Schauer. Wir standen bei 8 Grad Außentemperatur, tiefgrau bewölktem Himmel und eisigen Windböen am Rande der Strecke und froren trotz dicker Jacke. Beste Aussichten für die erste Erkältung des Jahres!
Irgendwann ging dann allerdings doch alles ganz schnell und 10 Minuten vor unserem Start fanden wir uns im Startbereich ein. Das reichte gerade noch so, um unsere Jacken loszuwerden, uns aufzuwärmen und mächtig Adrenalin aufzubauen. Der Moderator kündigte uns an, war beeindruckt von der geballten Weißer-Schäfi-Power und zählte die letzten fünf Sekunden runter. 5…, 4…, mein Puls erhöhte sich, doch gleichzeitig wollte ich einfach nur raus auf diese Strecke,… 3,…, Barney wollte schon losrennen, ich griff mit beiden Händen in die Leine,…2,…1 – „LOS! Viel Spaß euch!“ Dragon und Barney gaben so richtig Gas. Das erste Hindernis kam in Sicht: Drei große Strohballen. Das erste Chaos – Barney wollte links, Dragon rechts, die Leinen verknoteten sich fast, während Patricia und ich schon fast den Strohballen erklommen haben. Aller Anfang ist halt schwer… Der Abgang klappte prima – sah nur leider fast keiner mehr danach. Egal, Krone richten, weiter gings! Strohballen 2.0 ein paar Meter weiter. Genauso hoch. Diesmal waren die Hunde aber schlauer und wussten sofort, dass sie da hoch sollten – es klappte! Ich rang um Luft. Schnelle Starts waren nicht mein Ding. Wenn ich mal laufe, dann eher langsam. Die nächsten Hindernisse kamen in Sicht. Da, wo sonst edelste Springpferde drüber mussten, krabbelten nun wir drüber oder auch mal drunter. Die Strecke war mit rot-weißem Flatterband markiert, sodass wir uns nicht verlaufen konnten. Wir kletterten über Schrägwände, Baumstämme, Balken. Wir sprangen in Gräben, liefen Hügel hoch, krabbelten unter Netzen oder Planen durch den tiefen Schlamm und passierten die gefürchteten zwei Wassergräben. Es war gar nicht so kalt wie befürchtet, zumindest kam es uns nicht so vor. Ich fand es sehr erfrischend und die Hunde nahmen die Gelegenheit zum Trinken gerne wahr. Zwischendurch gab es dann auch noch zusätzliche Wasserbecken zum Trinken und Abkühlen für die Hunde – super Service!
Barney hat mich sehr überrascht. Der StrongDog war unser allererster Canicross-Lauf und dann auch noch mit Hindernissen. Er legte sich richtig ins Zeug, war richtig gut im Zug, reagierte sofort auf jedes Kommando (Halt, Links, Rechts, Linksrum, Rechtsrum etc.) und achtete an den Hindernissen auf mich. Dragon und er verstanden sich super und liefen wunderbar hintereinander oder nebenbeinander her – jeder im Arbeitsmodus. Barney ließ sich von nichts ablenken – kein Schnüffeln, kein Pullern – andere Hunde oder Menschen am Rand? „Mir doch egal!“ Wenn du selber Hundebesitzer bist, kannst du dir bestimmt vorstellen, wie stolz ich war. Eine kleine Gehpause mussten wir allerdings dann doch einlegen. Nicht, weil die Hunde nicht mehr konnten, sondern weil wir Zweibeiner richtig fertig waren. Durch das Wandern hatten wir zwar auch mächtig Kondition, aber wenn du laufen nicht so gewöhnt bist und dann 5 km vor dir hast, ist das schon eine Herausforderung. Wenn dann auch noch mehr als 20 Hindernisse dazu kommen, geht das ziemlich an die Substanz. Dennoch überholten wir drei Teams, zogen links vorbei, grüßten und bedankten uns und liefen weiter über weite Wiesen und schöne Waldwege. Die Zeit verging wie im Fluge und bald war schließlich auch schon wieder das Ziel in Sicht. Es endete wie es begann mit zwei Strohballentürmchen und dann liefen wir schon breit grinsend – Hand-in-Hand – über die Ziellinie. Ein Wahnsinnsgefühl! Ich war so glücklich, aber auch echt fix und fertig. Schnell nahmen wir zwei der blauen Sandmuscheln in Beschlag, die für die Finisher-Hunde mit Wasser gefüllt waren. Barney und Dragon ließen sich nicht zweimal bitten und nahmen gleich ein Vollbad. Wir wurden von den Hundepapas begrüßt, umarmt und beglückwünscht und strahlten bis über beide Ohren. Ich konnte es kaum fassen, dass wir den Parcours so gut gemeistert haben. Nachdem der erste Hundedurst gestillt war, gingen wir schnell zum Auto, trockneten die Hunde ab und befreiten sie vom nassen Geschirr und Halsband. Da gab es dann nochmal ordentlich Wasser und ein paar Hundekekse. Dann zogen wir uns direkt am Auto um und schlüpften in warme trockene Sachen. Etwa zwei Stunden später erfuhren wir bei der Siegerehrung, dass wir mit einer Zeit von 38 Minuten und 4 Sekunden den 11. Platz von 35 Plätzen erreicht hatten. Wir freuten uns riesig und fuhren überglücklich nach Hause. Irgendwie haben wir jetzt doch Blut geleckt und fiebern den kommenden Events entgegen (wenn du einen Tipp hast, wo wir unbedingt hinsollten, verrate es mir gerne in den Kommentaren). Ein großes Dankeschön an die tolle Organisation, die vielen Helfer vor Ort, den besten Hundepapas der Welt und unseren vierbeinigen Superstars, die sich ihren Kuschelabend auf dem Sofa mehr als verdient haben. Wir sind gespannt auf die nächsten Herausforderungen, die wir dann hoffentlich in ganzer Teamstärke in Angriff nehmen werden. Bis dahin wird aber nun wirklich trainiert…
Toller Bericht und tolle Fotos 🙂 wir sind dieses Jahr beim Strongdog Wild&Dirty South dabei! Ihr solltet unbedingt auch mal beim Tough Hunter mitmachen 🙂
Wer hat denn die Fotos gemacht? Fotografen oder die Hundepapas (sind die dann die ganze Strecke neben euch her gelaufen? )
LG Verena