Winter-Camping mit Hund auf Dänemarks Insel Aarø
Idyllische Naturschutzgebiete, viele Möglichkeiten zum Wandern oder Spazierengehen und ein ruhiger Campingplatz mit Kängurus: Die dänische Insel Aarø ist im Winter herrlich unaufgeregt, aber keinesfalls langweilig. Wer Ruhe sucht und einen entspannten Urlaub mit Hund verbringen möchte, ist auf dem Eiland genau richtig. In diesem Beitrag erzähle ich dir von unserer kleinen Auszeit über Silvester.
Aarø Guide – die Insel im Überblick
Aarø liegt im Kleinen Belt zwischen Südjütland, dem südlichen Teil Dänemarks, und der Insel Fyn/Fünen mit der Andersen-Stadt Odense. Einst war Aarø Deutschlands nördlichste Insel und viele Schmuggler trieben dort ihr Unwesen. Diese dunklen Zeiten sind aber längst vorbei und inzwischen zieht es Naturliebhaber, (Hobby-)Ornithologen, Hundemenschen oder Angler auf das Eiland. Aarø ist lediglich 5,7km² groß und zählt gerade einmal 150 Einwohner (2019). Obwohl sie nur 1,5km vom Festland entfernt liegt, sind die Insulaner auf die Fähre angewiesen, denn anders als bei der beliebten Ferieninsel Rømø, gibt es keinen befahrbaren Damm zwischen Insel und Festland. Die Aarø-Fähre legt stündlich einmal zwischen 6 und ca. 23 Uhr ab und ist innerhalb von 8 Minuten auf der anderen Seite. Tickets für die Überfahrt sowohl in Aarøsund (auf dem Festland) als auch auf Aarø erworben werden und sind gültig für die Hin- und Rückfahrt. Wir haben für die beiden Fahrten mit unserem 5,99m Kastenwagen und einer Person (der Fahrer ist immer kostenfrei und Hunde ebenfalls) insgesamt umgerechnet knapp über 14 Euro gezahlt (Stand Dezember 2023).
Reservierungen für die Überfahrt mit der Fähre können nicht vorgenommen werden. Du fährst einfach nach Aarøsund zum Hafen, löst am Automaten ein Ticket und stellst dich in die Reihe. Die Fähre ist nicht sonderlich groß, transportiert aber auch LKWs oder mehrere Wohnmobile. Auch Fußgänger können mitgenommen werden. Für sie gibt es eine Aussichtsterrasse und eine Toilette an Bord. Einheimische der Insel dürfen die Fähre übrigens kostenfrei nutzen.
Aarø ist eine äußerst flache Insel, weshalb seit den Sechzigern die Nord- und Ostküste der Insel mit einem Deich geschützt wurde. Sumpfgebiete und eine 2,5km lange Landzunge, Aarø Kalv, mit Sandbänken, bieten zahlreichen heimischen und Zugvögeln einen Ruheplatz. Das Naturschutzgebiet darf zwischen dem 1. März und 15. Juli nicht betreten werden, um die Vögel während der Brutzeit nicht zu stören. Außerhalb dieser Zeit kann das Gebiet, dessen älteste Abschnitte mehr als 6000 Jahre alt sind, allein oder im Rahmen von spannenden Führungen erkundet werden.
Sehenswürdigkeiten und Urlaub im Winter auf Aarø
Der Winter auf Aarø zwingt dich zum Runterkommen und Entspannen. Wirklich viel kannst du auf der Insel zwischen November und März nicht erleben, aber für naturliebende Hundebesitzer ist diese Zeit ein Traum. Hunde dürfen an den Naturstränden ohne Leine toben und da kaum Tagesausflügler auf die Insel kommen, hast du Wanderwege und Zufahrtsstraßen fast für dich alleine. Die Tage sind zwar kurz und du hast merklich weniger Tageslicht als in Deutschland, aber ich garantiere dir, dass du einen passenden Tagesablauf kreiieren wirst. Die Insel bietet unterschiedlich lange Routenvorschläge für einfache Wanderungen zwischen 1,5 und 11km. Wusstest du, dass du auf Aarø sogar pilgern kannst? Quer über die Insel führt ein Abschnitt des 106km langen Rundwanderwegs Camino Haderslev Næs. Während unseres Aufenthalts Ende Dezember sind wir jeden Tag bei Wind und Wetter spazieren gegangen. Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen in den letzten Wochen, waren viele Wege ziemlich matschig. Wir waren deshalb immer in Gummistiefeln und wetterfester Kleidung von RevolutionRace unterwegs. Tipp: Auf der Insel sind einige Geocaches und auch ein AdventureLab zu finden.
Ein Stammurlauber erzählte uns, dass man auf Aarø gute Bedingungen zum Angeln vorfindet. Vorrangig würde er Forelle fischen meinte er. Daraufhin schnappte er sich die Angelrute und radelte im strömenden Regen davon. Die Natur erleben lässt sich auf viele verschiedene Arten. Wenngleich die Flora im Winter doch recht überschaubar ist, hat uns die Fauna der Insel umso mehr überrascht. Bereits auf unserer Gassi-Runde nach der Ankunft konnten wir eine Vielzahl unterschiedlicher Vögel beobachten. Neben Schwänen, Fasanen, Reihern und Möwen nutzten Scharen von Kranichen und anderen Zugvögeln das gemäßigte Klima zum Zwischenstopp oder zur vollständigen Überwinterung aus. Wie sehr ärgerte ich mich das Fernglas im Wohnmobil vergessen zu haben und würde mich liebend gerne intensiver mit der Bestimmung der einzelnen Vogelarten auskennen. Neben Hochlandrindern, Kühen, Hühnern und Schafen gibt es auch Alpakas, Ziegen, Laufenten und sogar zwei Kängurus auf der Insel. Diese können im kleinen Zoo des einzigen Campingplatzes auf der Insel beobachtet werden. “Wundert euch nicht, wenn eins davon mal vor eurem Wohnmobil sitzt – die hauen immer ab”, sagte Campingplatzbetreiber Dirk lachend bei unserer Ankunft. Aarø ist eben ein wenig anders…
Aarø ist überwiegend im Westen besiedelt. Im alten Kern des gleichnamigen Ortes, in dem sich auch der Hafen befindet, kannst du gemütlich flanieren. Brummers Gård, ein Bauernhaus von 1866, ist ebenso sehenswert wie die schöne Weihnachtskirche. Im Café des alten Bauernhauses kannst du inseltypische Spezialitäten probieren. Als wir dort waren, hatte es leider geschlossen – genau wie die kleine Brauerei der Insel. Hier werden das ganze Jahr über sechs verschiedene Biersorten aus heimischen Zutaten gebraut. Bierverkostungen und sogar Biersafaris sind während der Saison möglich. “Neee, wir haben leider kein Bier”, sagte Dirk vom Aarø-Camping zu uns. “Geht mal zum Hafen. Der Ole hat noch was”, gab uns Dirks Frau Isabell den Tipp. Im Imbiss Aarøs Perle wurden wir tatsächlich fündig und konnten uns zudem über sehr leckere und reichhaltige Pommes freuen. Tipp: Unternimm’ einen kleinen Verdauungsspaziergang zum kleinen Leuchtturm von Aarø, den du bereits vom Hafen aus siehst.
Aarø ist anders. Seit 2004 gibt es sogar ein Weingut auf der Insel. Das gemäßigte Klima begünstigt das Wachstum der 5.600 Rebstöcke. Hauptsächlich Weiß- und Rosé-Weine werden produziert, hin und wieder auch ein trockener Rotwein sowie Schaumweine, Liköre, Cider und Apfelwein (letztere von den mehr als 1.000 Apfelbäumen des Guts). Während unseres Besuchs hatte das Weingut geschlossen, aber wir trafen zufällig den Winzer, der uns ermutigte, eine Art Gewächshaus zu betreten, in dem nach dem Prinzip der Vertrauenskasse Weine erworben werden können. Wir entschieden uns für einen lieblicheren Rosé, der mit vollmundigem Beerenaroma überzeugte. Er kam nicht ganz so lieblich wie erwartet daher, sondern konnte für unseren Geschmack als maximal halbtrocken eingeordnet werden. Trotzdem war er sehr lecker. Bezahlt werden kann “im Gewächshaus” übrigens auch in Euro.
Während der Saison haben zudem weitere Hofläden und Cafés geöffnet. Es gibt eine Fischräucherei, die fangfrischen Fisch serviert und zum Kauf anbietet. Im Sommer sind eine Vielzahl an Aktivitäten möglich: Strandrallyes, Erlebnistouren, Strandkrabbenrennen, Insel-Golf und ein großer Naturspielplatz lassen garantiert keine Langeweile aufkommen. Ich würde mich allerdings immer wieder für die Nebensaison entscheiden. Die Ruhe ist einfach himmlisch.
Aarø Camping – Naturcamping und Hütten als Unterkünfte
“Herzlich Willkommen auf Aarø – ihr seid also hier, um die Ruhe zu genießen!”, begrüßt uns Inhaberin Isabell Schäfer freudestrahlend. Die Aschaffenburgerin ist vor vier Jahren mit Mann Dirk ausgewandert und betreibt seitdem den Campingplatz Aarø Camping. “Wir sind hierher gekommen und seitdem kommen wir von der Insel nicht mehr weg”, sagt sie und lacht. Das großzügige Areal umfasst nebst Hauptgebäude mit Sanitäreinrichtungen, Rezeption, einem kleinen Mini-Markt und Café insgesamt 200 großzügige Stellplätze für Wohnmobilisten und einige Holzhütten, die gemietet werden können. Camping ist ganzjährig möglich – ebenso der Brötchenservice. Ich empfehle dir aber trotzdem vorher noch ordentlich auf dem Festland einzukaufen oder zwischendurch die Fähre für einen Einkaufs-Ausflug zu nehmen. Festgelegte Parzellen gibt es nicht. Im Winter hast du im Prinzip freie Wahl wie du dich hinstellen möchtest. Die sechs anderen Camper, die mit uns dort waren, hatten großen Abstand, sodass wir uns zwar sehen, aber keinesfalls in die Quere kommen konnten. Bislang stehen alle Camper auf einer unbefestigten Rasenfläche, die nach starken Regenfällen mitunter recht matschig sein kann. Dirk hat jedoch einen leistungsstarken Mini-Trecker, in dessen Genuss wir ebenfalls kommen durften. Mit Strom, Duschen, Ver- und Entsorgung und Brötchenservice (vier normale Brötchen und zwei Zimtschnecken täglich) haben wir pro Tag umgerechnet 34 Euro gezahlt, was wir sehr günstig finden (Dezember 2023). Für kleine (und große) Kinder stehen ein großer Abenteuerspielplatz und der Streichelzoo zur Verfügung. Tipp: Es gibt ein Böllerverbot an Silvester auf dem Campingplatz und rund um den Streichelzoo. Mit ängstlichen Hunden macht das den Aufenthalt möglicherweise entspannter als zuhause. Dennoch hört man bei ungünstigen Windverhältnissen die Knallerei leider vom Festland und aus anderen Teilen der Insel.
Fazit Aarø – Hygge und Natur erleben im Winter
Als ursprüngliche Rømø-Fans waren wir zunächst skeptisch, ob wir fünf Tage auf Aarø ohne Inselkoller aushalten würden. Schließlich lässt sich auf Rømø doch mehr erleben und auch vernünftig einkaufen ohne die Insel verlassen zu müssen. Ja, auf Aarø ist kaum etwas los im Winter und wenn du keine ausreichenden Vorräte mitbringst, kannst du eine der nächsten Fähren zurück aufs Festland nehmen, um einzukaufen. Aber genau diese Abgeschiedenheit, diese Unaufgeregtheit und die schier grenzenlose Natur haben es uns angetan. Wir sind mit Gummistiefeln durch Pfützen gestapft, haben mit Barney am Strand getobt und sind durch das Fischerdörfchen geschlendert. Als es nachmittags bereits dunkel wurde, haben wir es uns im Wohnmobil gemütlich gemacht, Rummikub gespielt oder einfach nur die Bücher gelesen, die sich im Alltag zuhause seit Wochen stapeln. Eines Abends saßen wir im Café des Campingplatzes und tranken ein Glas Wein, während wir auf selbstgebackene Pizza warteten. Nach und nach füllte sich der Raum. Rund 20 Insulaner nahmen Platz, erzählten und lachten lautstark bei einem Glas Wein oder Bier, während es draußen schon seit Stunden dunkel war und ein Sturm tobte. Sie prosteten uns zu, ich lächelte und spürte tief in mir ein intensives Gefühl, von dem hier immer gesprochen wird. So fühlte es sich also an. So geht Hygge. Und irgendwie machte es mich einfach nur glücklich.
Wäre ein Besuch oder Aufenthalt auf Aarø auch etwas für dich? Verrate es mir doch in den Kommentaren.
Sehr schön beschrieben… Danke. Ist echt zu überlegen, wir haben einen Hund der andere Hunde nicht mag. LG Viola
Vielen Dank für dein Feedback, liebe Viola! Im Winter hast du dort soviel Ruhe, dass ihr kaum andere Hunde treffen werdet.
LG, Maddie
Ein Campingplatz mit Kängurus?!?! Da muss ich hin!!
Toller Artikel und wunderbare Tipps für eine Insel, die ich unbedingt auch mal erkunden möchte!
Herzlichen Dank liebe Sabrina! Die Kängurus sind soooo toll und knuffig – ich bin sicher, du kämst aus dem Fotografieren auch nicht mehr raus. 🙂
Ich habe Ihren Blog gerne gelesen! Dieser Ort wirkt so ruhig und gemütlich!
Vielen Dank! 🙂 Es ist wirklich ein wunderschöner Ort!